Wie funktioniert Gemeinschaftsschule?

Nach der Grundschule können alle Kinder in die Gemeinschaftsschule wechseln und so länger zusammen lernen. Die Klassenverbände werden teilweise zugunsten von Lerngruppen aufgelöst, in denen die Schüler nach ihren Fähigkeiten gefördert werden können.

 Die Gemeinschaftsschule ist eine Ganztagesschule. Die Schüler sind an drei bis vier Nachmittagen bis 15.30 Uhr verbindlich an der Schule. Ein zeitlich rhythmisierter Tagesablauf ist gewährleistet, an dem sich die Kinder orientieren können.

Film zur Gemeinschaftsschule im Internet (25minFilm zum Lernen an einer Gemeinschaftsschule (5 min): km-bw.de/,Lde/Startseite/Schule/Video+_

In der Gemeinschaftsschule findet der Unterricht also überwiegend gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern auf unterschiedlichen Niveaustufen statt. Die Entscheidung, welchen Schulabschluss ein Kind anstrebt, fällt in der Gemeinschaftsschule spät. Erst im Abschlussjahr muss in allen Fächern auf einem einheitlichen Niveau gelernt werden, das zum Hauptschulabschluss, zum Realschulabschluss oder zum Abitur führt.

 

Wahlpflichtfächer und Profilfächer

Jede Schülerin und jeder Schüler entscheidet sich für eines der Wahlpflichtfächer Technik, Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES) oder Französisch. Der Unterricht im Fach Französisch beginnt bereits ab Klassenstufe 6, Technik und AES werden ab Klassenstufe 7 unterrichtet.

Alle Lernenden wählen ab Klassenstufe 8 ein Profilfach. An den Gemeinschaftsschulen wird in der Regel Naturwissenschaft und Technik (NWT) angeboten, manche Schulen bieten stattdessen oder auch Informatik, Mathematik, Physik (IMP) an. Darüber hinaus bieten Gemeinschaftsschulen eines der Profilfächer Musik oder Bildende Kunst oder Sport an. Bei ausreichender Nachfrage kann die Schule zusätzlich das Profilfach Spanisch als dritte Fremdsprache anbieten. Dieses kann von Schülerinnen und Schülern gewählt werden, die zuvor Französisch als zweite Fremdsprache belegt haben

Im Abschlussjahr lernen die Schülerinnen und Schüler entweder auf dem grundlegenden Niveau, das zum Hauptschulabschluss führt, dem mittleren Niveau, das zum Realschulabschluss führt, oder dem erweiterten Niveau, das das Abitur als Abschluss vorsieht. Ein Wechsel der Niveaustufe kann bis zum Abschlussjahr jederzeit erfolgen.

Die Gemeinschaftsschule bietet mit ihrem pädagogischen Profil zahlreiche Möglichkeiten der individuellen Gestaltung. Zum pädagogischen Profil der Gemeinschaftsschule gehören:

  • Das Lernen wird in jedem Fach auf drei Niveaustufen angeboten.
  • Die Gemeinschaftschule führt zum Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und Abitur (entweder an der eigenen Oberstufe oder an einem allgemeinbildenden oder beruflichen Gymnasium).
  • Selbstorganisiertes Lernen wird gefördert (SoL)
  • Individualisierte und kooperative Lernphasen sind im Unterricht integriert.
  • Ein Lerncoach unterstützt den Lernprozess hin zur Selbständigkeit.
  • Die Entscheidung über den angestrebten Schulabschluss fällt erst später und frühestens in Klassenstufe 8.
  • Für die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 und 9, sowie deren Eltern, findet eine Informationsveranstaltung zu den Abschluss und Anschlussmöglichkeiten statt.
  • Die Eltern entscheiden über den angestrebten Schulabschluss.
  • Der Ganztag gibt mehr Raum für Möglichkeiten der Förderung und Persönlichkeitsbildung.
  • Die Schule gibt eine differenzierte Rückmeldung über den Leistungsstand in jedem Fach.
  • Die Kompetenzanalyse Profil AC in Klassenstufe 8 unterstützt bei der Findung der Interessen und Fähigkeiten im Berufswahlprozess.

 

An unserer Gemeinschaftsschule werden teilweise andere Begriffe verwendet (siehe auch Logbuch):

  • Die Lehrkräfte werden auch Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter genannt. Sie sind Experten in fachlichen Fragen und unterrichten sowohl in lehrerzentrierten Lehr- und Lernformen, sie steuern aber auch die kooperativen und individualisierten Lernphasen. Sie initiieren und organisieren damit den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler und sind ihre Ansprechpartner in allen fachlichen Fragen.
  • Der Lerncoach berät die Schülerinnen und Schüler regelmäßig in Fragen im Zusammenhang mit der individuellen Lernentwicklung sowie allen Fragen, die im Zusammenhang mit dem Lernen stehen. Dazu gehören beispielsweise der Erwerb personaler Kompetenzen (Selbstdisziplin, Selbstreflexion, Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen, etc.) oder sozialer Kompetenzen (Einhaltung von Regeln, andere beim Lernen unterstützen, etc.). Jede Schülerin und jeder Schüler wird von einem ihr / ihm zugeordneten Lerncoach betreut.
  • Inputs sind von Lehrkräften geführte Phasen der Information, der Einführung in ein neues Thema oder auch der Vorführung eines Experiments. Im Input werden den Schülerinnen und Schülern neben dem Inhalt auch das Lernziel bzw. die zu erreichende Kompetenz, die Lernzeit und die Lernwege dorthin sowie unterstützende Materialien und Lernformen aufgezeigt. Ein Input kann sich an die gesamte Lerngruppe richten oder auch an einen Teil einer Lerngruppe.

 

FAQs:

Wie soll das gehen, Kinder mit so unterschiedlichem Leistungsvermögen gemeinsam zu unterrichten?

Bis zum Ende der 4. Klasse Grundschule gelingt das doch hervorragend. Warum soll es in der 5. Klasse und später nicht auch funktionieren? Die Gemeinschaftsschule will die zu frühe Auslese vermeiden helfen und allen Kindern, auch denen aus gesellschaftlich benachteiligten Gruppen, eine faire Chance bieten. Übrigens, fast alle Länder, die in den internationalen Vergleichsstudien (PISA, TIMMS) vor uns liegen, unterrichten ihre Schülerinnen und Schüler bis Klasse 9 oder 10 gemeinsam!

Wodurch zeichnet sich der Unterricht an einer Gemeinschaftsschule aus?

Durch längeres gemeinsames Lernen und durch bestmögliche individuelle Lernformenwill die Gemeinschaftsschule der Unterschiedlichkeit der Schüler gerecht werden. Die Schülerinnen und Schüler lernen miteinander und voneinander und entwickeln dadurch wichtige soziale Kompetenzen.

Können auch Kinder mit Behinderungen die Gemeinschaftsschule besuchen?

Selbstverständlich, die Gemeinschaftsschule ist eine inklusive Schule. Das bedeutet, dass auch Kinder mit Benachteiligungen in dieser Schulform willkommen sind.

Gibt es an einer Gemeinschaftsschule Noten?

In der Gemeinschaftsschule müssen keine Noten gegeben werden; allerdings können Eltern die Übersetzung des Leistungsstands ihrer Kinder in Noten verlangen. Die Eltern erhalten einen Lernentwicklungsbericht, der genauere Aussagen über die schulische Entwicklung macht, als eine Ziffernnote das vermag. In den Abschlussklassen und beim Wechsel auf andere Schularten werden wegen der Vergleichbarkeit Noten erteilt.

Wird an der Gemeinschaftsschule eine zweite Fremdsprache angeboten?

Ja, eine zweite Fremdsprache muss angeboten werden, um den Übergang ins allgemeinbildende Gymnasium zu ermöglichen. Das Kultusministerium hat festgelegt, dass die zweite Fremdsprache (als Wahlpflichtfach wie in der Realschule) in Klasse 6 beginnt.

Kann man in der Gemeinschaftsschule sitzenbleiben?

Nein, die Schülerinnen und Schüler werden abgeholt, wo sie stehen und nach ihrem Leistungsvermögen auf unterschiedlichen Niveaustufen gefördert.

Welche Lehrkräfte unterrichten an der Gemeinschaftsschule?

An Gemeinschaftsschulen unterrichten Lehrkräfte aller weiterführenden Schularten, also der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums. Wenn die Gemeinschaftsschule groß genug ist und eine Sekundarstufe II (Oberstufe) anbietet, unterrichten dort nur Gymnasiallehrer.